Das Herz des halleschen Kanuklubs feiert seinen 70. Geburtstag, Legende vom Osendorfer See

29. September 2000
29.09.2000

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Ressort: HAL

 

Leute von nebenan

Das Herz des halleschen Kanuklubs feiert seinen 70. Geburtstag

Legende vom Osendorfer See

Halle/MZ/svo. Man nennt ihn die „Legende vom Osendorfer See“ -Karl Kunitzsch. Am kommenden Dienstag wird der Chef des halleschen Kanuklubs 70 Jahre alt. Vor fast einem halben Jahrhundert war er mit Gerd Mohr und anderen Sportkameraden am Osendorfer See angekommen: In einem Handwagen zogen die Freunde den „Hausrat“ hinter sich her: Kanus, Zelte, Schlafsäcke und Kocher.

Ein Schweinestall wurde zum Bootshaus umgebaut. Damit begann Kunitzschs Lebenswerk: die Umgestaltung eines Tagebaus in ein Sportzentrum, heute das Kleinod hallescher Sportgelände. Im Jahr des Beginns, 1954, stand Karl Kunitzsch auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere: Er war DDR-Meister im Kanu-Rennsport geworden. Seine Trainingsstrecke war auf der Weißen Elster – „die war unglaublich schmutzig und stank“, erzählt Kunitzsch.

Leute von nebenan

Karl Kunitzsch

Kanute

So war es kein Zufall, dass die Wahl einer neuen Trainingsstrecke auf den ehemaligen Tagebau „Hermine Henriette“ fiel. „Meine Eltern hatten Felder in der Nähe“, erzählt der Trainer, von dort aus habe er Züge in den Tagebau fahren sehen. Um 1950 wurde der Tagebau geflutet.

Während Kunitzsch erzählt, glitzert das Wasser des Sees in der warmen Septembersonne. Plötzlich hört man ein Schreien. Ein „Frischling“ ist mit seinem Kanu umgekippt. Petra Kunitzsch, die Tochter des Chefs und seine Nachfolgerin, kümmert sich um das Unglückshuhn und führt es unter die warme Dusche. „Als ich so alt war wie die kleine Sarah musste ich in Döllnitz an der Elster immer Futter holen“, erinnert sich der Kanute. Da sei er als „junger Dachs“ ganz stolz gewesen, wenn er ein Boot festhalten durfte.

Unvermittelt unterbricht der 70-jährige seine Erzählung und ruft ein Kommando zu einem jungen Kanuten, dass es nur so über den See schallt. Er hat im Kanuklub Kindern und Jugendlichen nicht nur eine Freizeitbeschäftigung geboten, er hat auch einige Olympioniken für die DDR-Nationalmannschaft herangebildet.