Ein Traum wurde Wahr!
Alles begann mit einer eher amüsanten und nicht wirklich ernsten Idee. Vor einem Jahr beschloss unser Vorstand uns für die Deutsche Meisterschaft im Drachenboot anzumelden.
Nachdem wir sahen welches Potenzial (zwei inoffizielle Deutsche Meister und ein anerkannter Vizemeister) in uns steckte, wurde aus dem Spaß schnell Ernst. Uns wurde dann gesagt, dass wir für die Weltmeisterschaft im Drachenboot nominiert gewesen wären, wenn wir einen offiziellen Deutschenmeister Titel gewonnen hätten.
Der Traum, bei einer Weltmeisterschaft gestartet zu sein, schien geplatzt zu sein! Die Enttäuschung war bei allen sehr groß. Nach circa einem Jahr bekam unser Trainer eine E-Mail vom Vorsitzenden des Kanuverbandes Bereich Drachenbootsport. Er teilt ihm mit, dass es Probleme bei der Organisation der Weltmeisterschaft in Barcelona gebe und nun die Weltmeisterschaft nach Deutschland verlegt werden sollte. Das eigentlich Erfreuliche an dieser Nachricht war, das nun die Möglichkeit bestünde, an dieser WM teilzunehmen. Nun hieß es nur noch, die Mannschaft so schnell wie möglich wieder in Topform bringen und die finanziellen Mittel aufzutreiben. Gesagt getan!
Nach einem weiteren halben Jahr war es dann endlich so weit. Alle waren bis in die Zehenspitzen motiviert und mental topfit. Am 18.07.2005 ging’s los – Abfahrt zu den ICF Club Crew World Championchips – Pfaffenteich, Schwerin.
Nach dem wir in unserer Unterkunft, SV Post Schwerin, angekommen
waren, begutachteten wir erstmal den Ort des Wettkampfgeschehens.
Mitten in der Stadt umgeben von zwei Straßen und stirnseitig
angrenzend an den Boulevard. Unsere Gastgeber machten es uns
leicht, uns ganz wie zu Hause zu fühlen. Nach einer gemütlichen
Paddelrunde auf dem Schweriner See fielen wir alle in unsere Zelte,
mit großer Erwartung auf die Ereignisse der kommenden Tage.
Am darauf folgenden Tag erhielten wir noch die Möglichkeit einer
Trainingseinheit. Am Abend wurde, nach dem Festumzug
durch die Stadt, die Weltmeisterschaft feierlich im Alten Garten in Schwerin eröffnet. Gäste waren: Ministerpräsident von Mecklenburg Vorpommern, Oberbürgermeister der Stadt Schwerin, ICF Präsident Ulrich Feldhoff und der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister Andreas Dittmer. Hier wurde uns zum ersten Mal bewusst, wo wir eigentlich gelandet waren. Diese Nacht schliefen wir nicht ganz so ruhig wie sonst. Unser erster Wettkampftag begann mit der Qualifikation um die Startreihenfolge für das 2000m Rennen (ICF Cup) am Nachmittag. Wie geplant fuhren wir hier auf Platz zwei, und hatten somit eine gute Startposition für das Hauptrennen am Nachmittag. Bei strömendem Regen ging es dann in dieses Rennen und zur Überraschung aller holten wir den Titel. Auf dem Siegerpodest zu stehen und die Nationalhymne zu hören war ein unvergessliches Erlebnis. Anschließend wurden wir dann noch vom regionalen Fernsehen (NDR) interviewt. Auch eine völlig neue Situation für uns! Viel Zeit zum erholen blieb nicht, Wettkampftag zwei unsere Spezialstrecke = 250m stand auf dem Programm. Bei strömenden Regen glich dieser Tag einem Krimi. Nach den ersten zwei Zeitläufen lagen wir unvorstellbar weit (3/10-tel) zurück. Die Vorbereitung zum letzten, und alles entscheidenden Lauf, raubten uns fasst die Nerven. Es lagen buchstäblich die Nerven blank! Doch am Start waren wir dann hochkonzentriert und fuhren unser Rennen. Im Ziel angekommen Totenstille auf dem Pfaffenteich und bei den Zuschauern, mit Blick zur Zeittafel. Nach „stundenlangen Sekunden“ des Wartens erschienen die Zahlen wie in Zeitlupe auf der Tafel. Dann gab es kein Halten mehr. Wir waren WELTMEISTER! Alle sprangen im Boot umher und die Zuschauer klatschten und jubelten uns zu. Unsere Fans schrien vom Ufer aus. Diesen Erfolg noch nicht registriert und nicht verdaut erwartete uns die nächste Überraschung. Nach 24 Stunden Dauerregen wollten wir einfach nur gemütlich in unsere Zelte, aber das ging nicht mehr. Unser Zeltplatz glich einer Seenlandschaft innen und außen. Die Notunterkunft fanden wir in den Bootshallen vom SV Post Schwerin. Unsere Helfer hatten alle Hände voll zu tun, alle Trockner in Schwerin zu bedienen um 30 Säcke nasse Wettkampfklamotten zu trocknen. Wettkampftag drei begann, wir wollten es kaum glauben mit Sonnenschein. Heute stand die 500m Strecke auf dem Plan. Auch hier hätte Agatha Christi das Drehbuch schreiben können. Wieder lagen wir, nach zwei weniger reibungslosen Rennen (Fehlstart und Startabbruch), zurück. Jedoch konnten wir diesmal die Sensation nicht wiederholen. Vizeweltmeister hieß unser erreichter Platz über diese Distanz. Erst waren wir darüber sehr enttäuscht, bis uns eigentlich klar wurde, was wir dort erreicht hatten. Unsere Gegner waren ja schließlich auch nicht schlecht und hatten dieses eine Rennen auch Fairerweise zu recht gewonnen. Anschließend hieß es dann nur noch FEIERN. Die Abschlussfeiern des NDR am Pfaffenteich mit allen Sportlern waren einfach nur irregeil. Hier gab es keine Rivalitäten mehr unter den Sportlern. Sondern einfach nur Partylaune. Ein Traum von einem Feuerwerk beendete die ICF Club Crew World Championchips in Schwerin.
Nach einer sehr kurzen und exzessiven Nacht traten wir nicht mehr ganz so frisch, wie wir gekommen waren, die Heimreise an. Es waren für uns alle unvergessliche erlebnisreiche Tage. So richtig registriert haben wir das bis heute noch nicht. Das wird uns wohl bei der Meisterehrung am 14.10.2005 erst bewusst werden. Dank noch mal allen Sponsoren, Trainern, Helfern und dem HKC, die die Teilnahme möglich gemacht haben.
Kanu Tigers Halle
World Champion 2005
Autor: Jennifer Tschipang, Tobias Meißner, Mathias Neubert