Kanu-Duo Bergmann/Kunitzsch startete erstmals bei Masters – 19 Medaillen im Gepäck, Goldiges Abenteuer Australien

14. Dezember 2002
24.12.2002

74  Zeilen

Ressort: SP

 

Erlebnis 2002

 

VON UNSEREM REDAKTEUR MICHAEL PIETSCH

Halle/MZ. Still ruht derzeit der See, auch in Osendorf. Zeit für Petra Kunitzsch und Elke Bergmann, sich beim Spaziergang am zugefrorenen Gewässer mit ihren Gedanken an Australien etwas aufzuwärmen. Der fünfte Kontinent ist wohl für fast jeden Mitteleuropäer das Nonplusultra, nicht nur als Land der „Aussteiger“. Für die beiden Sportlerinnen des Halleschen Kanu-Clubs 54 (HKC) bot Australien Anfang Oktober einen überaus erfolgreichen Einstieg – den ins internationale Masters-Geschäft.

„Eigentlich wollten wir nur eine Medaille als Beweis, dass wir dabei waren.“

Petra Kunitzsch

HKC 54

Beim „biggest multi-sport-festival on earth“ – wie auf einer Internetseite zu lesen war – sorgten die beiden Deutschen für einige Wellen. Während der Wettkämpfe der so genannten Alterssportler (ab 30 Jahre) gehörte das HKC-Duo unter den 25 000 Teilnehmern in 26 Disziplinen zu den erfolgreichsten. 15 Medaillen, die beim Kanumarathon über 19 Kilometer aus dem Yarra-River bei Melbourne und bei den Rennen über 500 und 1 000 Meter aus dem Nagambie gefischt worden waren, mussten bei der Rückkehr mit durch den Zoll.

„Es war ein Traum. Eigentlich wollten wir nur eine Medaille als Beweis, dass wir dabei waren“, sagt Petra Kunitzsch schmunzelnd, „nebenbei“ erste Vorsitzende des HKC und wie Elke Bergmann Trainerin für die jüngsten HKC-Rennkanuten. „Dass wir gemeinsam drei Mal als Erste ins Ziel kamen, war besonders schön“, unterstreicht Elke Bergmann ihre Teamfähigkeit. Die bewies sich im übrigen auch in den Mixed-Rennen, wo beide Kanutinnen mit dem Leipziger Hans-Jürgen Klapproth ein komplettes Medaillenset kassierten.

Für Petra Kunitzsch waren „die Gastfreundschaft und die Aufgeschlossenheit der australischen Sportler prägend. Nicht nur, weil sie uns für die Wettkämpfe Top-Material zur Verfügung stellten, denn unsere Boote konnten wir ja nicht mitnehmen“. Ansonsten hätten beide tief in die eigene Tasche greifen müssen: „Vom Verband gab es keinerlei Hilfe, sogar die T-Shirts haben wir uns selbst bedrucken lassen. Und die Trainingsanzüge stiftete die VW-Bank.“

Doch der Aufwand lohnte sich. „Was wir jetzt unseren jungen Sportlern weitergeben können, ist sowieso nicht mit Geld aufzuwiegen. Auch bei unserer Weihnachtsfeier im Klub haben wir den großen Anreiz, für den Start bei einer internationalen Meisterschaft hart zu trainieren, vermittelt“, bleibt Petra Kunitzsch nicht bei der Vergangenheit stehen. „Und Olympia 2012 ist gerade für talentierte Kanuten ein Top-Ziel. Ganz nebenbei bietet sich unsere Regattastrecke, falls Leipzig den Zuschlag bekommen sollte, zumindest als Trainingsareal an.“ Dass die Osendorfer auch ein Herz für Sachsen haben, bewiesen sie mit Spenden für die Kanuten in Döbeln, deren Anlage durch das Hochwasser zerstört worden war. Zuvor hatte bereit der Jeßnitzer KV von der Hilfsbereitschaft des HKC profitiert.