Halles Olympiabeauftragter Rolf Schnell weiß, warum Halle mit Olympia in Leipzig gewinnen wird

10. November 2004
10.11.2003

99  Zeilen

Ressort: VBA

 

Quantensprung der Region

Die Leipziger Olympiabewerbung fĂŒr die Sommerspiele im Jahre 2012 wecken auch in der Nachbarstadt Halle Hoffnungen auf einen Entwicklungsschub. Über Vorhaben und Projekte gibt Rolf Schnell, Olympiabeauftragter der Stadt Halle, im Interview Auskunft.

Herr Schnell, was ist Ihr Auftrag als Olympiabeauftragter?

Rolf Schnell: Es ist eine Koordinierungsfunktion mit einem riesigen BetĂ€tigungsfeld rund um die Bewerbung: Das reicht von der Abstimmung mit den einzelnen Fachbereichen der Stadtverwaltung ĂŒber den Kontakt zur Bundes- sowie Landesregierung bis hin zur Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Machern in Leipzig. DarĂŒber hinaus bĂŒndeln wir in der Hallenser Strategiegruppe und ihren sechs Arbeitsgruppen alle AktivitĂ€ten von Kommune, Wirtschaft, Vereinen und anderen. In diesen Gremien arbeiten inzwischen ĂŒber 200 Hallenser ehrenamtlich. Dieses Engagement und die Stadt Halle in Sachen Olympia zu reprĂ€sentieren, ist natĂŒrlich auch Aufgabe des Olympiabeauftragten.

Sie selber haben den Ausdruck von den Spielen auf dem Leipziger Marktplatz geprÀgt. Wenn es denn so sein sollte, was hat Halle dann noch von Olympia in Leipzig zu erwarten?

Rolf Schnell: Eine ganze Menge. Wenn in der Region die Sommerspiele 2012 stattfinden, dann ist das nicht nur Thema in einem Umkreis von zehn Kilometern, sondern strahlt mindestens in einem Radius von 200 Kilometern. Es ist erwiesen, dass die olympischen Ausrichterregionen einen Quantensprung in ihrer Entwicklung vollziehen. MĂŒnchen war ein solches Beispiel.

Halle ist einfach schon wegen der NĂ€he ein fester Bestandteil der Leipziger Bewerbung. GegenwĂ€rtig sprechen wir davon, an der Saale Partien der Fußballvorrunde auszutragen. Entstehen soll in Halle auch eines der zwei großen Trainingszentren.

DafĂŒr gibt es ja schon ganz konkrete Projekte.

Rolf Schnell: NatĂŒrlich. Neben dem Stadion- und Sporthallenbau am Hufeisensee mĂŒssen wir bestehende Sporteinrichtungen auf olympisches Niveau bringen. Zum Beispiel den Komplex an der Robert-Koch-Straße. Geplant wird zudem eine international taugliche Regattastrecke fĂŒr den Kanu- und Rudersport am Osendorfer See. Hinzu kommt der Wildwasserpark Pulverweiden fĂŒr den Kanuslalom sowie der Ausbau der Schwimmhalle Neustadt, des Komplexes Brandberge und des Ruderkanals.

Ein Sportkomplex an den Franckeschen Stiftungen könnte maßgeblich fĂŒr die Paralympics entstehen. Dieser, wie die anderen Vorhaben auch, ist schon seit langem vorgesehen und geplant. Alles was wir hierbei in Angriff nehmen, sind Projekte, die dringend erforderlich sind. Unter der Aufgabenstellung Olympia haben wir die Chance, sie schneller in Gang zu bringen. Und sollte uns dieser Kraftakt gelingen, dann haben wir fĂŒr die LebensqualitĂ€t der heutigen und der zukĂŒnftigen Bewohner der Stadt eine ganze Menge erreicht. Und das bleibt!

WofĂŒr erhofft sich die Stadt noch positive Impulse von Olympia?

Rolf Schnell: Solche Impulse strahlen in alle Bereiche. Ein erstklassiges Verkehrsnetz ist gefordert, die stĂ€dtische Infrastruktur von Straßen und Wegen ist zu modernisieren, die Anbindung zu gewĂ€hrleisten: zum Beispiel der vierstreifige Ausbau der Bundestrasse 6 von Leipzig bis in Halles Stadtgebiet, die neue ICE-Strecke oder eine S-Bahn-Haltestelle an der Neuen Messe Halle. Die geplante Beherbergung der olympischen Familie kann uns helfen, LeerstĂ€nde von Wohnungen zu verringern. Und nicht zuletzt wollen wir natĂŒrlich mit unserem erstklassigen Angebot an Kunst und Kultur punkten.

Was passiert mit all den PlÀnen, wenn die Bewerbung nicht erfolgreich ist?

Rolf Schnell: Alles, was jetzt geplant und erdacht wird, braucht Halle sowieso. Das Geld, was wir dafĂŒr anfassen, kann also nicht effektiver genutzt werden. Außerdem ist die Aufmerksamkeit auf die Bewerberregion ĂŒberall so hoch, dass Halle in jeder Hinsicht nur gewinnt. Und: Wer Olympiasieger werden will, braucht einen langen Atem!