12.06.1995 |
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4. Stadtsportspiele
Mehrzahl der Schulen noch immer im Dornröschenschlaf Vereine meist unter sich – Basketball positive Ausnahme – Teilnehmerzahlen liegen im Trend – Spi 4. Stadtsportspiele Mehrzahl der Schulen noch immer im Dornröschenschlaf Vereine meist unter sich – Basketball positive Ausnahme – Teilnehmerzahlen liegen im Trend – Spi Von unserem Mitarbeiter DIRK SKRZYPCZAK Halle/MZ. Die 4. Stadtsportspiele in Halle haben die allgemeinen Erwartungen erfüllt. Das ist das Resümee vom vergangenen Wochenende, an dem über 2 000 Kinder und Jugendliche in 15 Sportarten aktiv waren. Die genaue Teilnehmerzahl steht erst Ende August fest, wenn die Leichtathleten ihre Besten gekürt haben. In Euphorie ist bei den Organisatoren niemand verfallen. Auch in diesem Jahr haben die Stadtsportspiele den großen Durchbruch nicht geschafft. Trotz allen Engagements, in den meisten Disziplinen waren die Aktiven aus den Vereinen erneut unter sich. Das Vorhaben, vor allem die Jugendlichen aus den Schulen verstärkt zu mobilisieren, ging größtenteils in die Hose. „In der Mehrzahl der Schulen wurden die Spiele nicht ernst genug genommen und vieles dem Selbstlauf überlassen. Unter diesem Gesichtspunkt waren eigentlich nicht mehr Teilnehmer möglich“, meinte Dieter Hoffmann, Geschäftsführer des Stadtsportbundes (SSB). Dennoch haben die Spiele an Qualität gewonnen. Die verschiedenen Wettkämpfe, durch Vereine und Verbände ausgerichtet, gingen ordentlich über die Bühne. Daß eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Sport durchaus positiv verlaufen kann, hat das Beispiel Basketball gezeigt. Rund 80 Mannschaften beteiligten sich an den Wettbewerben. Mehr als 800 Korbjäger versenkten in fünf Spielklassen die Bälle in den Netzen. Der Andrang war derart groß, daß die Gymnasien im Vorfeld Ausscheidungsrunden spielten. Keine Frage, der Basketball boomt gewaltig. Für Turnierchef Rainer Liedtke, beim BC 69 mit einer ABM-Stelle für die Aktion Schule-Verein angestellt, keine Überraschung. „Halle hat große Traditionen im Basketball. Sportlehrer wie Dieter Winter aus der Humboldt-Sekundarschule oder Siegfried Marzian und Rainer Lisson aus dem Südstadt- und Friesengymnasium, um nur einige zu nennen, fördern das Spiel im Unterricht. Ohne ihre Hilfe würden wir baden gehen.“ Hinzu kommt, daß Basketball als Modesportart bei Jugendlichen hoch im Trend steht, weil Kleidung und Ausrüstung eben „cool“ sind. Da hat es der Kanurennsport wesentlich schwerer, obwohl gerade der Hallesche Kanu-Club eine vorbildliche Nachwuchsarbeit leistet. Sein Nachteil: die Anlage am Osendorfer See ist zwar ein beschauliches Fleckchen, liegt aber etwas weit weg vom Schuß und ist für Kinder nur schwer erreichbar. Die Spiele interpretierte der HKC auf seine Art. Kurzerhand wurde die zweite Hallesche Sprintregatta, bei der 350 Kanuten aus 15 Vereinen um die Wette paddelten, in das Großereignis integriert. „Wenn wir die Stadtsportspiele nur mit halleschen Clubs ausgetragen hätten, wären unsere Athleten mit denen von Turbine allein gewesen. Die kennen sich in- und auswendig. Deshalb haben wir die Sache attraktiver gestaltet“, sagte Petra Kunitzsch, beim HKC so etwas wie die Mutter für alles. Traurig war ie nur darüber, daß gerademal fünf Nicht-Vereinsmitglieder in die Boote stiegen. Nach der Werbung, die in den Schulen gemacht wurde, ein ernüchterndes Ergebnis. Dieses Problem sind die Organisatoren im Fußball und Tanzen geschickt umgangen. Sie hatten die Spiele kurzerhand zu Stadtmeisterschaften erklärt und freuten sich über rege Beteiligung. Auf dem Sandanger bolzten über 300 Kinder aus 23 Vereinen von der F- bis zur C-Jugend um die Wette. Die Motivation bei den Knirpsen war groß. Jubel und Tränen gehörten zur Tagesordnung. In der Eissporthalle wurden die Titel unter 17 Tanzpaaren vergeben. Allerdings schmorte der TC Schwarz-Silber im eigenen Saft, weil nur die Mädchen und Jungen des TC antraten, und die Spiele somit zu einer clubinternen Meisterschaft verkümmerten. Auf dem Marktplatz stellte sich der hallesche Sport ein Armutszeugnis aus. Nur fünf von 100 Vereinen nutzten die Vormittagsstunden am Sonnabend, um sich der Bevölkerung zu präsentieren und auf diesem Weg neue Mitglieder zu werben. „Darüber bin ich enttäuscht. Es zeigt einmal mehr, daß die Verantwortlichen in vielen Vereinen noch nicht begriffen haben, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit ist“, reagierte Steffen Forker, Präsident des SSB, verschnupft. Die Ehre retteten jene fünf Vereine, die gute Programme boten, Box-Weltmeister Zoltan Lunka, der Autogramme gab und viele Fragen beantwortete und natürlich Adi. Das Energiebündel aus Berlin begeisterte mit seiner Spielshow „Mach mit – Mach’s nach – Mach’s besser“ jung und alt. Thomas, Paul und Lorenz aus der Grundschule Büschdorf fanden Adi echt toll, weil „er fetzige Witze macht“. Ganz klar, Spaß gehört auch zum Sport. ***Lecloux-Annotation*** 4 Fotos: H.P. Beyer