MZ Bericht 28.04.2016

30. April 2016

 

Hochwasserfolgen Halles letzte Flutopfer vom Osendorfer See kehren zurück

Am Mittwochnachmittag wurden nach fast drei Jahren wieder Boote in den Osendorfer See eingesetzt.

Foto:

Lutz Winkler

Halle (Saale) –

Um ganze fünf Meter ist beim Hochwasser vor fast drei Jahren der Spiegel des Osendorfer Sees gestiegen. Das Wasser zerstörte auch vor allem die Anlage des Kanusportvereins Halle 54. Die Wassersportler sind so etwas wie Halles letzte Flutopfer geworden, denn der Osendorfer See war seither gesperrt; niemand durfte die Böschung des einstigen Tagebaulochs betreten.

Am Mittwoch haben die Kanuten aber zum ersten Mal wieder ihre Boote in den Osendorfer eingesetzt: Denn zum 20. April hatte das Landesamt für Geologie und Bergwesen das Nutzungsverbot für den See aufgehoben. Die vorläufige Freigabe bezieht sich zwar nur auf einen Uferabschnitt im Süden des Osendorfer Sees. Damit ist aber erstmals der Zugang zur Wasserfläche gewährleistet.

„Anpaddeln“

Das offizielle „Anpaddeln“ am Mittwochabend war ein sehr emotionaler Moment, auch für den Vereinsvorsitzenden Robin Preußler. Trotz des schlechten Wetters wurde beim ersten Training das angestammte Revier in Besitz genommen. „Über tausend Tage war unsere Anlage gesperrt. Dass wir diese Zeit als Verein überlebt haben, ist eine wirklich großartige Leistung unserer Mitglieder“, sagt Robin Preußler. Am Dienstag hat der Vereinschef mit der Kommune als dem Eigentümer der Sportanlage zunächst einen Vertrag zur einer Interimsnutzung unterschrieben.

Während der dreijährigen Pause war die Zahl der Vereinsmitglieder zwischenzeitlich von einst 160 auf unter hundert gesunken. Heute aber sind es wieder 115 Knausportler, die die Durststrecke ohne eigene Anlagen gemeinsam überstanden haben. „Ich denke, wir sind als Verein durch diese Katastrophe sogar zusammengerückt“, sagt Preußler. Beim Frühjahrsputz am vergangen Wochenende haben 80 Leute geholfen. Ausdrücklich bedankt er sich beim Kutterruder-Verein und dem Wasserski-Verein am Hufeisensee, wo man ein Ausweichdomizil gefunden hatte. Doch ideal sei dies eben nicht gewesen.

Regatta-Strecke

Die Freude, wieder auf der eigenen Regatta-Strecke auf dem Osendorfer See trainieren zu können, wird für die Kanuten und für den benachbarten Drachenboot-Verein auch dadurch nicht getrübt, dass große Teile des Vereinsgeländes noch immer nicht betreten werden dürfen. Auch Veranstaltungen und Wettkämpfe sind nicht gestattet, und die Uferbereiche außerhalb der freigegebenen Flächen dürfen weiterhin weder befahren noch betreten werden.

Im Juni 2013 war oberhalb des Osendorfer Sees ein kleiner Damm gebrochen und das Pumpenhäuschen wurde überschwemmt. Die Pumpe, die seit rund 60 Jahren den Wasserspiegel in dem See ohne Abfluss künstlich auf dem Level von 74 Metern hält, wurde zerstört: Der See lief über. Um die nach Monaten Hochwasser vollgesogene Böschung nicht zu gefährden, konnten die zwei Millionen Kubikmeter Wasser nur langsam abgepumpt werden.

Tagebauloch

Mehr als ein Jahr dauerte es, das Tagebauloch wieder auf Normalhöhe zu bringen. Erst danach wurden die Schäden sichtbar. Und sind es bis heute. Noch immer sind die Bootshäuser und Gebäude abrissreif. Auch fast alle großen Bäume am Wasser mussten 2014 gefällt werden, sie waren abgestorben. Alles stand standen monatelang im Wasser, nicht nur Tage, wie andernorts in der Halle – im Juni vor drei Jahren.

Die Stadt hat 6,5 Millionen Euro Fluthilfe für Abriss und Wiederaufbau beantragt. Wenn darüber positiv beschieden wird, sollen die Arbeiten laut Stadtverwaltung von Ende 2016 bis Anfang 2018 ausgeführt werden – eine lange Zeit. Dass aber die Regattastrecke wieder genutzt werden kann, nehmen die Kanusportler als Ermutigung.