SPIELE MIT UNS / Olympia 2012, Irritationen um Leipziger Alleingang sind fast ausgerÀumt

19. Juni 2003
19.06.2003

74  Zeilen

Ressort: SP

 

Halle ist im Boot und erhöht die Schlagzahl

VON UNSEREM REDAKTEUR CHRISTOPH KARPE

Halle/Leipzig/MZ. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Äußerungen von Leipzigs OberbĂŒrgermeister Wolfgang Tiefensee, die Stadt wolle ein neues Olympia-Konzept fĂŒr 2012 erstellen, bei dem alle Wettbewerbe in einem Radius von nur zehn Kilometer stattfinden (MZ berichtete), hatten fĂŒr Aufregung gesorgt. In den PartnerstĂ€dten der Bewerbung Riesa, Dresden und Halle klangen die Töne des Hobby-Cellisten wie Dissonanzen. Man fĂŒhlte sich ausgebootet, die jeweilige finanzielle Mitgift schien verschwendet.

„Wir stehen weiterhin bereit und wollen WettkĂ€mpfe in Halle ausrichten.“ Rolf Schnell Olympiabeauftragter

Und irgendwie passte es ins Bild jĂŒngster Ungereimtheiten. Zuvor hatte es schon Spannungen zwischen der sĂ€chsischen Staatsregierung und der Stadt gegeben. Der (angebliche) Verzicht des von NOK-Chef Klaus Steinbach protegierten Marketing-Experten Mike de Vries auf den Job als Mit-GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Olympia GmbH hatte fĂŒr Wirbel gesorgt. Nun, nach einem nĂ€chtlichen KrisengesprĂ€ch, heißt es aus dem Leipziger Rathaus, Tiefensees Satz sei aus dem Zusammenhang gerissen worden, natĂŒrlich gehe es nicht ohne Partner.

Aber unbestritten bleibt: Je grĂ¶ĂŸer die Konzentration von WettkĂ€mpfen in Leipzig, um so wohlwollender wird das IOC die Bewerbung der Sachsen begutachten. Das sieht auch der hallesche Olympia-Beauftragte Rolf Schnell so. „Sicherlich wĂ€re Leipzig in der Lage, alle sportlichen Wettbewerbe auszurichten.“ Zugleich aber bleibt er gelassen. „Selbst wenn alles auf dem Leipziger Marktplatz ausgetragen wĂŒrde, ist Halle nicht außen vor“, so Schnell. Die Infrastruktur, die HotelkapazitĂ€ten und das kulturelle Potenzial der Saalemetropole wĂŒrde unbedingt benötigt. Heute trifft sich Schnell in Leipzig mit dem GmbH-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Dirk ThĂ€richen und dem Olympiabeauftragten der Stadt Burkhard Jung, um Aufgaben abzusprechen und zu klĂ€ren, wer fĂŒr was zustĂ€ndig wird.

In dieser Situation geht Halles Sport zugleich in die Offensive. „NatĂŒrlich stehen wir nach wie vor bereit, wollen Wettbewerbe ausrichten und nicht nur TrainingsstĂ€tten bieten“, sagt Schnell. Und jetzt liegt ein Papier auf dem Tisch, in dem nachzulesen ist, um welche Sportarten Halle konkret buhlt: Boxen, Ringen, Judo und Gewichtheben – ursprĂŒnglich fĂŒr Riesa vorgesehen – sollen hier ebenso stattfinden wie Kanu und Rudern. Auch Tischtennis, Badminton sowie Fußball (war bereits geplant), Handball, Volleyball und Basketball könnte hier gespielt werden. DafĂŒr stĂŒnde dann das fĂŒr etwa 40 Millionen Euro geplante Sportzentrum am Hufeisensee ebenso bereit wie die neue Messe. Am Osendorfer See soll eine Regatta-Strecke entstehen.

Auch verkehrstechnisch gibt es konkrete PlĂ€ne. Die B6 soll auf vier Spuren erweitert, ein sĂŒdlicher SaaleĂŒbergang geschaffen und die Osttangente fertiggestellt werden. Der Stadtrat wird all diese Punkte in der nĂ€chsten Woche beraten.