Conny Waßmuth startet mit Bruder Ronny demnächst in einem Mixed-Wettbewerb – Ihre Kanu-Anfänge liegen in Halle

23. August 2008
23.08.2008

87  Zeilen

Ressort: SP

 

OLYMPIA 2008 / PEKING 2008

Olympiasiegerin will ihren Wettgewinn einlösen

VON UNSERER REDAKTEURIN PETRA SZAG

Peking/Halle/MZ. Ein langer Atem, unbändiger Wille und ein hohes Maß an Selbstdisziplin haben Conny Waßmuth in den Kanu-Olymp geführt. Als Ersatzfrau war sie auf den letzten Pfiff in den Kajakvierer gekommen und mit diesem gestern zu Olympia-Gold gepaddelt.

Für ihren Bruder Ronny ist diese Geschichte geradezu typisch: „Das ist Conny: Sie gibt nicht auf und macht trotz aller Nackenschläge weiter. Dabei hatte ihr die Nichtberücksichtigung bei der Nominierung einen der bittersten Momente ihrer Karriere beschert.“ Der Hallenser bewundert seine kleine Schwester für deren Trainingsfleiß und ihre Zielstrebigkeit. Schon immer sei sie sehr ehrgeizig gewesen. Wenn sie etwas wolle, dann mit aller Konsequenz. „In den letzten Monaten hat Conny ihr ganzes Leben auf Peking ausgerichtet. Sie ist nicht mal mehr ausgegangen, weil sie nicht riskieren wollte, sich eine Erkältung einzufangen“, erzählt der 29-Jährige.

„Sie ist nicht mal mehr ausgegangen.“ Ronny Waßmuth über die Vorbereitung

seiner Schwester

Conny Waßmuth war noch ein Dreikäsehoch, als das Kanuzentrum Osendorf im Süden von Halle ihre Neugier geweckt hatte. Vor 17 Jahren machte sie dort ihre ersten Paddelschläge und war „von Anfang an so Feuer und Flamme, dass sie mich mit ihrer Begeisterung angesteckt hat“, erinnert sich Ronny Waßmuth. Als sich die ersten Erfolge einstellten, verließen die beiden Rennkanuten den HKC und ihr Elternhaus und wechselten in das Trainingszentrum nach Magdeburg zur Sportschule und ins Internat. Trotzdem: „In Halle ist Connys Liebe zum Kanurennsport geweckt worden. Und sie hat auf dem Osendorfer See die Grundlagen gelernt“, sagt ihr Bruder.

Ronny Waßmuth erinnert sich schmunzelnd an die Anfänge. Mit knallbunter Mütze, viel zu großem Paddel und der an das Duracel-Häschen aus der Werbung erinnernden Haltung war die Kleine damals übers Wasser gefegt. Auch Magdeburg war für Conny Waßmuth, die mit ihren 1,67 Meter zu den Kleinsten unter den Rennkanuten zählt, Zwischenstation. Der besseren Bedingungen wegen trainiert sie seit ihrem Schulabschluss 2002 in Potsdam, gehört aber weiter zum SCM. Ihr Ökonomiestudium hat sie wegen der Olympiavorbereitungen zwischenzeitlich unterbrochen und ist in die Fördergruppe der Bundeswehr eingerückt. Nun will die 25-Jährige, die mit ihrer Freundin, der Triathletin Anne Reichmuth, in einer WG nahe des Potsdamer Trainingszentrums zusammenwohnt, das Studium forcieren.

Erst einmal aber muss sie nun noch einen Wettgewinn einlösen. Denn mit Bruder Ronny hatte Conny vor der WM im Vorjahr ausgemacht, dass sie beide bei einem Mixed-Wettbewerb an den Start gehen, falls Conny Weltmeisterin wird. Nun ist sie Weltmeisterin und Olympiasiegerin – und Ronny Waßmuth wird nicht mehr umhin kommen, mit seiner Schwester in ein Boot zu steigen.