Kleine Blondine im Sprint ganz groß, Gold und Silber für Hallenserin Conny Waßmuth – Christian Gille schafft Hattrick

31. Juli 2005

Kleine Blondine im Sprint ganz groß

 

Gold und Silber für Hallenserin Conny Waßmuth – Christian Gille schafft Hattrick

 

von Petra Szag, 31.07.05, 22:13h, aktualisiert 31.07.05, 22:25h

 

 Conny

Jung, hübsch, ehrgeizig, talentiert: Kathrin Wagner-Augustin, Conny Waßmuth, Carolin Leonhardt und Judith Hörmann (von links) bilden den neuen Erfolgsvierer der deutschen Kanu-Flotte. (Foto: dpa)

Poznan/Halle/MZ. „Es lief einfach genial.“ Die Hallenserin Conny Waßmuth konnte ihr Glück kaum fassen. Erst war die 22-Jährige auf dem Maltasee im polnischen Poznan mit dem deutschen Viererkajak über 500 Meter zu EM-Gold gepaddelt. Der Titelgewinn setzte bei der zierlichen Blondine offensichtlich Kräfte frei, denn im abschließenden Einerwettbewerb über die nichtolympischen 200 Meter jagte die Außenseiterin ihr Boot als Zweite über den Zielstrich.

Während das EM-Silber selbst für Waßmuth überraschend kam („insgeheim habe ich höchstens auf Platz drei gehofft“), galt ihr Vierer nach den beiden Weltcupsiegen in dieser Saison als klarer Favorit. „Bisher waren allerdings die starken Ungarinnen immer nicht dabei gewesen. Und im Vorlauf hatten diese uns ja kurz vor dem Ziel noch abgefangen“, erzählte die für den SC Magdeburg startende Sportstudentin. Im Finale passte jedoch alles. Super Start, souveräne Fahrt, kraftvoller Endspurt – „danach ist mir ein Stein vom Herzen gefallen“.

Bei der WM Ende August in Zagreb will die mit 1,67 Metern eher kleine Rennkanutin, die letztes Jahr Olympia knapp verpasst hatte, mit ihren Teamkolleginnen noch einmal auf Goldkurs gehen. Nach einer Woche Durchschnaufen treffen sich die Vier deshalb schon wieder in Duisburg. „Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, an denen wir arbeiten müssen. Das hat uns die EM gezeigt“, erklärte die ehrgeizige Sportlerin.

In Athen hatte Rekord-Olympionikin Birgit Fischer noch den deutschen Vierer über die 1 000 und 500 Meter angeführt. Nach diversen Verletzungen durfte die 43-Jährige mit dem Quartett diesmal aber nur die 1 000 Meter in Angriff nehmen. Eine Strecke, die der sprintstarken Waßmuth zu lang ist. Mit Silber auf dem Kilometer sowie Bronze im Zweier mit ihrer Nichte Fanny Fischer spielte die „Grande Dame“ des Kanusports diesmal nicht die Hauptrolle.

Diese übernahm bei der EM Christian Gille mit seinem Titel-Hattrick. Der Jessnitzer in Leipziger Diensten dominierte mit seinem Essener Partner Tomasz Wylenzek sämtliche Zweierwettbewerbe im Canadier. „Eine starke Leistung, wie Christian sich nach seiner Knie-Operation im März wieder herangekämpft hat“, freute sich Bundestrainer Kay Vesely über seinen Schützling. „Eine kleine Unsicherheit war das ja doch irgendwie.“

Im Zweierkajak paddelten die Magdeburger Andreas Ihle und Marco Herszel auf dem langen Kanten zu Bronze. Als einziges deutsches Boot ging auf den olympischen Distanzen der Vierer leer aus. Über 500 Meter blieb dem Quartett um den Magdeburger Björn Bach nur Platz fünf, auf der doppelt so langen Strecke sogar nur Rang acht. Als Trostpflaster gab’s wenigstens Bronze im Sprint.