Nach Hochwasser 2013 Halles letzte Flutopfer
17.12.2014 08:27 Uhr | Aktualisiert 17.12.2014 08:27 Uhr
Von MICHAEL FALGOWSKI
Erst jetzt wird das Ausmaß der Schäden durch das Hochwasser 2013 an der Kanu-Strecke am Osendorfer See sichtbar. Mehr als ein Jahr lang wurde das Tagebauloch leer gepumpt.
Trümmerfeld: Das Vereinsgelände des Kanu-Clubs am Osendorfer See ist immer noch vom Hochwasser gezeichnet.
(BILD: PRIVAT)
HALLE (Saale).
Von der Dramatik des Hochwassers 2013 kündet heute kaum noch etwas in Halle. Die meisten Schäden sind längst repariert, fast alle Spuren beseitigt. Aber nicht überall: Die Wassersportler am Osendorfer See sind die letzten Opfer der Flut. Erst heute, mit eineinhalb Jahren Verspätung, stehen die Mitglieder des Halleschen Kanu-Clubs 54 fassungslos vor den grau-braunen Trümmern ihres Vereinsgeländes am Osendorfer See. Die Bootshäuser und Gebäude sind abrissreif, fast alle großen Bäume mussten gefällt werden. Monate, und nicht nur Tage wie überall, stand alles im Wasser.
Denn erst jetzt hat der Osendorfer See wieder seinen früheren Wasserstand erreicht. Mehr als zwei Millionen Kubikmeter Wasser wurden seit Oktober vergangenen Jahres aus dem See in die Reide gepumpt und flossen ab. Tag und Nacht war die Pumpe gelaufen. Das Wasser ist weg, doch noch immer hat das Landesbergamt Vereinsgelände und Böschung und den See nicht freigegeben. Doch schon von weitem ist der Schaden zu erkennen: Am ganzen Ufer sind die Bäume abgestorben. Das Gelände des Kanu-Clubs 54 selbst ist völlig verwüstet. Man sieht noch immer genau, bis zu welcher surreal wirkenden Höhe der Osendorfer See nach der Flut gestiegen war: fünf Meter höher als heute. „Unser Vereinsgelände wurde mal die Perle im Süden Halles genannt.
Bekannte Regattastrecke
„Die Regattastrecke ist weit über Halles Stadtgrenzen hinaus bekannt“, sagt Vereinspräsident Hans-Joachim Kertscher. Er hofft, dass nun möglichst rasch der Wiederaufbau beginnt. Die Vereinsmitglieder haben zwar ein Ausweichdomizil am Hufeisensee gefunden. Doch dies sei wegen der Nachbarschaft der Motorboote jedoch sehr ungeeignet für die Kanus, so Kertscher. Und: „Momentan ziehen sich unsere Jugendlichen und auch die Behindertensportler, einer bereitet sich auf die Paralympics in Rio vor, im Freien um“, so Kertscher. Strom und Wasser sind im Winter abgestellt.
Der Kanu-Verein hofft nun, möglichst bald wenigstens seine vom Hochwasser gar nicht betroffenen Gebäude wie das Vereinsheim wieder nutzen zu können. Vor allem aber wolle man so schnell wie möglich wieder aufs Wasser, als Teileröffnung.
Am Bootshaus ist noch zu sehen, wie hoch das Wasser bis vor kurzem stand.
(BILD: Privat)
Doch die Stadt macht den Sportlern diesbezüglich wenig Hoffnung. Zwar wurden am Montag Anträge auf Fluthilfe für den eigentlichen Wiederaufbau unterschrieben, doch bis die Baumaßnahmen ausgeschrieben, vergeben und realisiert werden können, werde es dauern, wie Steffen Johannemann sagt, der Referatsleiter Umwelt der Stadt. „Ich rechne nicht damit, dass die Wassersportler vor 2016 zurückkehren können“, sagte Johannemann. Vor allem stünden Gutachten zur Standsicherheit der Böschung aus. Freigabe und Nutzung des Sees könne erst erfolgen, wenn die Untersuchungen und gegebenenfalls die Sanierung der Böschung abgeschlossen sind. „Die Sicherheit hat absolute Priorität.“
Die Kanuten und Drachenboot-Sportler stehen also am Ufer und wissen noch immer nicht, wie es weitergehen soll, eineinhalb Jahre nach der ersten Flut an ihrem Osendorfer See. Immerhin, der oberhalb des Sees gebrochene Damm, der für die Überflutung gesorgt hatte, wird nun neu, sicher gebaut. Unterdessen hat sich die Zahl der Mitglieder des Vorzeigevereins beinahe halbiert. (mz)