MZ Bericht: Halle Kanuten auf dem Trockenen

11. Juli 2012

 

VON MORITZ JOHN, 11.07.12, 21:35h, aktualisiert 11.07.12, 21:59h

 

Der letzte Begrenzungspfahl der Startbahnen verschwindet schon im Schilfufer. (FOTO: GÜNTER BAUER)

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HALLE (SAALE)/MZ. WĂ€hrend am Hufeisensee PlĂ€ne fĂŒr ein neues Freizeitareal geschmiedet werden, droht am Osendorfer See der Verlust des Status als Leistungszentrum. Nachdem das GewĂ€sser in der Vergangenheit mehrfach von starkem Hochwasser betroffen war, ist immer noch nicht geklĂ€rt, wer fĂŒr die entstandenen Kosten aufkommt.

In den Jahren 2009 und 2010 gab es grĂ¶ĂŸere Überschwemmungen, die zur Erosion an den UferhĂ€ngen gefĂŒhrt haben. Dadurch ist massiv Erde ins Wasser gerutscht, das Schilfufer ist grĂ¶ĂŸer und der See kleiner geworden. „Dabei hat das Hochwasser vor zwei Jahren nur eine Entwicklung beschleunigt, die wir schon seit Jahrzehnten beobachten“, erklĂ€rt der Sportkoordinator des ansĂ€ssigen Halleschen Kanu-Clubs 54 Egbert Gadde. Der See entstand nach 1944 durch die Flutung eines ehemaligen Braunkohletagebaus. Die erhöhten HĂ€nge rund um das GewĂ€sser bestehen grĂ¶ĂŸtenteils aus Asche, die damals als Abfallprodukt aus Buna und Leuna kamen. Somit ist das Erdreich ans sich schon durch Regenwasser ganzjĂ€hrlich von Bodenerosion betroffen.

Von ehemals neun Kanustartbahnen können inzwischen nur noch fĂŒnf betrieben werde. Nötig sei nach Angaben des Kanu-Vereins eine Hangabsicherung im nördlichen Teil des Sees. „Das wĂŒrde etwa eine Million Euro kosten. Ohne die Maßnahmen wissen wir nicht, ob wir den Status als Landesleistungszentrum behalten können“, so Gadde. Der Verein gehe schon jetzt an seine Schmerzgrenze, allein seit 2010 habe man ĂŒber 20 000 Euro fĂŒr die dringendsten Reparaturen aufwenden mĂŒssen.

Dabei sei der Stadt das Problem durchaus bekannt. Sowohl Vertreter der Stadtratsfraktionen, als auch die OberbĂŒrgermeisterin haben in der Vergangenheit mit Egbert Gadde und dem 1. Vorsitzenden Johannes SchĂŒler gesprochen. Passiert ist seitdem jedoch wenig. Gadde Ă€rgert sich: „Ich bin sauer auf die Stadt. Es werden so viele Millionen fĂŒr Sportobjekte wie das Stadion oder die geplante Ballsporthalle ausgegeben und wir sind bis jetzt immer ĂŒbersehen worden.“ Jetzt endlich habe sich sein monatelanges BemĂŒhen ausgezahlt. Nach einem Antrag der CDU-Stadtratsfraktion vom Juni soll die Stadtverwaltung bis September mögliche Sicherungsmaßnahmen am Osendorfer See prĂŒfen. Der Ausgang ist natĂŒrlich offen.

Egbert Gadde macht derweil noch mal auf die Bedeutung des GewĂ€ssers aufmerksam: „Unser See ist Halles drittgrĂ¶ĂŸte Sportanlage. Auf das Jahr gerechnet haben wir bei ĂŒber 50 Veranstaltungen bis zu 10 000 GĂ€ste hier. Wenn man jetzt so liest, was an anderen Seen Neues entstehen soll, fragt man sich, warum nicht erst mal hier in die Sportanlagen investiert wird.“

Langfristig schwebt dem begeisterten Kanuten ein Ă€hnliches Freizeitareal, wie das am Hufeisensee geplante vor. Mit geschĂ€tzten Investitionen von etwa 8,5 Millionen Euro könne ein neues Bootshaus, eine TribĂŒne und ein Campingplatz entstehen. Dann sei man auch in der Lage internationale Regatten zu veranstalten, die wieder mehr Einnahmen generieren wĂŒrden.